Wer bin ich?
Cornelia Gleixner studiert nach ihrem ersten Staatsexamen für das Lehramt an Grundschulen den Masterstudiengang (M.A.) „Community Music und inklusive Musikpädagogik“ an der Universität Eichstätt und außerdem an der Musikhochschule Nürnberg in einem weiteren Masterstudiengang (M. Mus.) „Musizieren in heterogenen Gruppen“ mit dem Schwerpunkt „Elementare Musikpraxis“. Sie ist Grundschullehrerin, Musikpädagogin und Community Music Facilitator.
Was tue ich?
Cornelia Gleixner ist spezialisiert auf inklusives und niedrigschwelliges Musizieren und arbeitet hauptsächlich mit Kindern aller Altersstufen, aber auch mit Erwachsenen.
Die Haltung der Community Music und die Praxis und Methodik der Elementaren Musikpädagogik empfindet sie als sehr bereichernd, insbesondere für ihre Arbeit in der Schule. Es ist ihr wichtig, auch im nicht-freiwilligen Schulkontext ein positives Erlebnis für ihre Schüler*innen zu erzeugen. Musikunterricht sollte über die Erbringung musikalischer Leistung hinausgehen und die Entwicklung sozialer Kontakte und Kompetenzen fördern. Dabei ist besonders förderlich für den gemeinsamen Arbeits- und Entwicklungsprozess, dass die Kinder Verantwortung übernehmen und eigenständig Entscheidungen treffen dürfen. Auf diese Weise können die Kinder ihre eigene Stimme finden und lernen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und diese auch zu äußern. Dieser Lerneffekt entsteht im gemeinsamen Musizieren aus der Haltung der Community Music heraus und weitet sich auf andere Lebensbereiche der Kinder aus.
Eine demokratische Grundhaltung im Sinne der Community Music ist für die Arbeit in der Gruppe zentral. Allen Teilnehmenden soll das Gefühl vermittelt werden, dass sie sowohl als Individuen als auch als Mitglieder der Gruppe wichtig sind. Damit die Gruppe als solche demokratisch zusammenwachsen kann, soll die hierarchische Lehrer*in – Schüler*in – Konstellation aufgebrochen werden. Schließlich schenkt man sich gegenseitig seine Zeit, verbringt eine Unterrichtsstunde oder auch den ganzen Tag miteinander.
Auch in ihrer Arbeit mit Erwachsenen sind Konzepte der Community Music zentral. So erhalten die Teilnehmer*innen den Raum und die Möglichkeit, sich der Gruppe zu öffnen und sich einzubringen, indem sie den musikalischen Prozess selbst lenken im Sinne des „Bottom-up“-Prinzips und die Verantwortung dafür übernehmen. Auf diese Weise können die Teilnehmer*innen ihren eigenen Platz finden und einnehmen, wodurch wiederum ihre Identifikation mit dem musikalischen Schaffen der Gruppe wächst. Cornelia Gleixner versteht ihre Aufgabe als Facilitator dabei als die einer Wegbegleiterin, die einen Rahmen für das kreative Schaffen der Teilnehmenden formt und Impulse setzt.
Was ist mir wichtig in meiner Arbeit in der Community Music? Was will ich durch die Arbeit bewegen?
In Deutschland begegnet einem oft eine eher leistungsorientierte Sicht auf Musik. Musikalische Hochkultur ist wertvoll, aber daneben sollte auch Platz sein für Musizieren ohne Leistungsgedanken. Durch niedrigschwellige Musikangebote kann mehr Menschen die Möglichkeit gegeben werden, den Zugang zu Musik (wieder) zu finden. Gerade Erwachsene haben beim Musizieren häufig eine innere Barriere, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben und deshalb denken, dass sie unmusikalisch seien und keine Musik machen können. Cornelia Gleixner möchte durch ihre Arbeit dazu beitragen, dass diese Hemmungen bei Erwachsenen abgebaut und bei Kindern erst gar nicht aufgebaut werden. Denn: „Alle können Musik(machen)!“
In vielen Kontexten wird sehr zielgerichtet leistungsbezogen musikalisch gearbeitet. Dabei kann manchmal in Vergessenheit geraten, dass der Akt des Musizierens an sich einen Eigenwert hat und auch einfach Spaß machen kann. Darüber hinaus kann Musik als sozialer Katalysator wirken und dazu dienen, Kontakte zu knüpfen. Community Music vereint Musik und soziales Miteinander. Dabei bezieht sich für sie der Qualitätsgrad künstlerischen Schaffens nicht nur auf das erzeugte Produkt, sondern genauso auf den Schaffensprozess selbst. Insbesondere im Kontext der Community Music zeichne sich Qualität auch durch Parameter wie die Zugänglichkeit des Angebots und den gemeinsamen Weg der Gruppe beim Musizieren aus.
Was steht momentan an?
Cornelia Gleixner leitet im Rahmen des Community Arts Projekts „Ich bin – auch Du“ des Munich Center of Community Arts (MUCCA) in München die Gruppe mit dem Schwerpunkt Community Music. Das Projekt möchte kulturelle Inklusion durch künstlerisch-kulturelle Bildung vorantreiben und das Verständnis einer gemeinsam verantworteten Welt herausbilden. Gemeinsam mit (Sozial-)Pädagog*innen aus den kooperierenden Einrichtungen und Studierenden aus den beteiligten Hochschulen bieten die Facilitators Workshops zu den Themen Musik, Gesang, Songwriting, Bandcoaching, Performance und Schauspiel an.
Die Community Music Gruppe trifft sich jeden Donnerstagabend von 18 bis 20 Uhr in der MUCCA. Die Gruppe setzt sich zurzeit aus ca. 12 Personen mit unterschiedlichem musikalischen Vorwissen und kulturellen Hintergrund zusammen. Verschiedene Instrumente sind vor Ort, es muss kein eigenes Instrument mitgebracht werden. Mit ihrer Gruppe macht Cornelia Gleixner zurzeit vor allem Bandwork und Jamsessions zu Themen, die die Teilnehmer*innen mitbringen. Als Facilitator setzt sie Impulse und schafft einen Bezugsrahmen, in dem die Teilnehmer*innen sich durch die Musik besser kennenlernen können. Der Verlauf des Projekts ist zurzeit noch offen, die Gruppe arbeitet gemeinsam an einem Plan für die diesjährige Aufführung. Neue Teilnehmer*innen sind immer willkommen!
Das gruppenübergreifende Thema für dieses Jahr ist „Nachhaltigkeit“ – was daraus konkret gemacht wird, unterliegt dem Gruppenprozess. Die erste Projektphase lief von Ende 2021 bis Juli 2022 und ist an das Schuljahr gekoppelt, im September 2022 startete die zweite Phase. Am Ende kommen an einem gemeinsamen Aufführungstag alle Gruppen für eine gemeinsame Performance zusammen. Die diesjährige Aufführung findet am Freitag, den 14. und Sonntag, den 16. Juli 2023 im MUCCA statt.
Seit 2022 arbeitet Cornelia Gleixner zudem gemeinsam mit Alicia de Bánffy-Hall im Projekt „Community Music in Kindertageszentren in München”. In Kooperation mit den KiTZ-Kräften in der Stadtteilarbeit wurde mit drei KiTZ in verschiedenen Münchener Stadtteilen musiziert, bei zweien fand dies draußen in öffentlichen Parks statt. Die zugrundeliegende Idee war es, zur Vernetzung innerhalb der Stadtteile beizutragen. Ziel des Projekts war deshalb unter anderem, Eltern und Kinder, die noch nicht an Krippe, KiTa oder Kindergarten angebunden waren, eine Gelegenheit zu geben, mit den KiTZ-Kräften des jeweiligen Stadtteils in Kontakt zu treten und ihre Ansprechpartner für die Suche nach einem KiTa-Platz kennenzulernen sowie in einen Austausch zu kommen und sich untereinander zu vernetzen.
Zukunftsmusik – Was kommt noch?
Die Aufführung des Projekts „Ich bin – auch du“ findet am Freitag, den 14. und Sonntag, den 16. Juli 2023 in der MUCCA in München statt.
Das Projekt „Community Music in Kindertageszentren in München” war ursprünglich im Oktober 2022 beendet, wird aber nun von Cornelia Gleixner und den KiTZ-Fachkräften weitergeführt bzw. erweitert. Ab dem 7. März bis 10. Oktober 2023 gibt es an drei Standorten im Stadtteil Hadern wieder Musik im Park und auf Spielplätzen.
Seit April 2022 leitet Cornelia Gleixner das „Community Music Projekt“ im Mehrgenerationenhaus am Reimarplatz in München. Dabei handelt es sich um ein Integrationsprojekt, das die Menschen im Stadtteil durch gemeinsames Musizieren zusammenbringt. Jedes Treffen beginnt mit einem gemeinsamen Begrüßungslied, das ständig erweitert wird und aus verschiedenen Sprachen besteht. Dann begrüßen sich die Teilnehmer*innen gegenseitig mit einer persönlichen musikalischen Geste, z. B. mit Klatschen oder Schnipsen. Die restliche musikalische Gestaltung ist frei und unterliegt den Teilnehmer*innen. Treffpunkt ist jeden Donnerstag von 16-17 Uhr im AWO-Begegnungszentrum am Reimarplatz 20.
Eine Herzensangelegenheit
Cornelia Gleixner hätte sich gewünscht, bereits in ihrem Lehramtsstudium mehr zu den Möglichkeiten für inklusives musikalisches Arbeiten mit Kindern erfahren haben zu können. Community Music bietet in ihren Augen einen Zugang zu einem neuen Verständnis musikalischer Bildung, der auch im schulischen Kontext nutzbar gemacht werden kann und sollte. Die Überzeugung, dass jede*r, der/die möchte, Musik machen kann und darf, ohne dass besondere Kompetenzen erforderlich sind, geht im Verlauf der schulischen Laufbahn häufig verloren. Mithilfe des Ansatzes der Community Music kann Kindern ein freierer, ihren Neigungen entsprechender Zugang zu Musik aufgezeigt werden, während zugleich die Qualität der musikalischen Ausbildung bewahrt wird. Für Erwachsene kann Community Music diesen Zugang wieder öffnen, der oft durch schlechte Erfahrungen und einen Fokus auf Leistung verstellt ist.
Als Facilitator findet Cornelia Gleixner es besonders wichtig, Räume zu schaffen, wo Menschen gemeinsam Musizieren und in Kontakt treten können. Die gegenseitige Wertschätzung spielt dabei eine große Rolle. Denn die Teilnehmer*innen schenken ihr und sich gegenseitig die Zeit, gemeinsam Musik zu machen. Deshalb empfindet sie es als umso schöneres Kompliment für ihre Arbeit, wenn Menschen sich dazu entscheiden, immer wieder zu kommen.