Tina Gronert

Foto_Tina_Gronert

Wer bin ich?

Tina Gronert ist Rhythmuspädagogin, integrative Klangpädagogin, Musikerin und Community Musician. Sie lebt in Ingolstadt und studiert an der Universität Eichstätt im Masterstudiengang „Inklusive Musikpädagogik / Community Music“. Zuvor war sie Studienrätin im Förderschuldienst und hat 20 Jahre als Förderschullehrerin gearbeitet. Tina Gronert hat zunächst in ihrer Freizeit Percussion, insbesondere Bodypercussion, gemacht. An ihrer Schule gründete sie eine Schulband-AG für Hörgeschädigte, im außerschulischen Kontext leitet sie eine Percussion-Gruppe in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Außerdem arbeitet sie mit behinderten Kindern und Jugendlichen im Kunstzentrum für besondere Menschen, sowie mit Kindergartenkindern im Bereich der geistigen Entwicklung.

„Menschen mit Behinderung wollen Musik machen? – Ja, dann ruf doch mal die Tina an!“

Was tue ich?

Tina Gronerts Schwerpunkt ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. Dabei stehen der Spaß und das Zusammenwachsen der Teilnehmer*innen zu einer Gruppe im Vordergrund. Dieser Prozess der Gruppenfindung mündet in gegenseitiges Vertrauen der Gruppenmitglieder untereinander und das Gefühl, dass man sich aufeinander verlassen kann. Zudem ermöglicht das gemeinsame Musizieren jedem Einzelnen, sich in seiner Musikalität und auch darüber hinaus weiterzuentwickeln.

Wichtige Grundsätze sind für Tina Gronert, dass alle Teilnehmer*innen mit ihren Wünschen und Ideen gesehen und ernstgenommen werden. Jeder trägt das bei, was er beitragen kann, jeder kann seine Ideen mit einbringen. Zudem ist es für sie wichtig, sich Zeit zu nehmen, um beispielsweise bei der Erarbeitung eines musikalischen Programms möglichst wenig Druck aufzubauen. Am Ende klingen viele einfache Stimmen zusammen, die gemeinsam ein komplexes Kunstwerk ergeben.

Was ist mir wichtig in meiner Arbeit in der Community Music? Was will ich durch die Arbeit bewegen?

Tina Gronert ist vor allem Offenheit gegenüber allen Menschen wichtig. Ihre Workshops richten sich an jeden, der Lust hat, Musik zu machen und insbesondere an Menschen, die sich das Musizieren selbst nicht zutrauen und/oder denen es nicht zugetraut wird. In ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung hat sie die Erfahrung gemacht, dass diese Menschen häufig sehr gut musikalisch und kreativ arbeiten können, weil sie frei und unbefangen in eine solche Situation hineingehen. Das Ziel ihrer Arbeit sieht Tina Gronert darin, das Kunstvermögen dieser Menschen in die Gesellschaft zu bringen und zu zeigen, dass sie genauso fähig und begeistert von Musik sind wie nichtbehinderte Menschen: sie sind eben „auch Rocker, auch Teil der Band“. Sie möchte dem künstlerischen Aspekt der Persönlichkeiten dieser Menschen einen Raum zur Entfaltung bieten und ihnen zeigen, was alles in ihnen steckt. Zugleich möchte sie genau das auch der Gesellschaft zeigen, um auf diese Weise Barrieren und Vorurteile abzubauen.

Was steht momentan an?

Tina Gronert bietet über ihre Website www.offbeat-jederkannmusik.de sowie bei der Volkshochschule Ingolstadt Workshops zu Bodypercussion, Worldpercussion, Cajon, Djembe und Shakern an und arbeitet mit Kindergartenkindern im Bereich der geistigen Entwicklung. Zudem gibt sie regelmäßig Percussion-Workshops am Kunstzentrum für besondere Menschen in Ingolstadt.

Zukunftsmusik – Was kommt noch?

Im Zuge des Praxissemesters ihres Studiums wird Tina Gronert in Kooperation mit der städtischen Musikschule Ingolstadt ein Community Music Projekt zum Thema „Inklusion“ mit einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung durchführen. Ihr Ziel ist es, eine Vernetzung der Teilnehmer*innen und der Schüler*innen der Musikschule zu erreichen und so die Inklusion in Ingolstadt voranzubringen. Durch die Vermischung von Community Music und musikalischer Hochkultur können beide Seiten voneinander profitieren. Zudem möchte Tina Gronert die musikalische Arbeit in Fördereinrichtungen weiter vorantreiben und bei den Lehrkräften die Erkenntnis etablieren, dass die Schüler*innen Musik machen können. Auf diese Weise können die Schüler*innen ermutigt und gestärkt werden. Ihre langfristigen Ziele sind die Verwirklichung echter Kooperationen von Fördereinrichtungen und Regeleinrichtungen, eine weitergehende Vernetzung, der Abbau von Vorurteilen und das Zusammenbringen von Perspektiven der jeweiligen Einrichtungen.

Ein weiteres Projekt möchte Tina Gronert in Zusammenarbeit mit Sandra-Isabel Knobloch ins Leben rufen. Die „Beatworkers“ werden als eine Art mobile Musikschule zunächst durch Bayern und später vielleicht auch durch ganz Deutschland touren und an verschiedenen Orten Workshops für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung anbieten. Sie zeigen, wie mit minimalem Aufwand, aber maximaler Wirkung Stücke einstudiert werden können.

Eine Herzensangelegenheit

Obwohl politische Einigkeit darüber besteht, dass kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe in der Gesellschaft gefördert werden sollen, sehen sich Künstler*innen, die mit Menschen mit Behinderung arbeiten, immer noch institutionellen Problemen gegenüber. So wird künstlerisch-musikalisches Arbeiten mit Menschen mit Behinderung häufig nicht als solches anerkannt, sondern als rein therapeutisches Wirken angesehen. Diese Menschen werden somit auf ihre Behinderung reduziert, weil ihnen die Fähigkeit abgesprochen wird, „echte“ Kunst bzw. „echte“ Musik zu machen. Es sollte keine Rolle spielen, ob ein Kunstwerk von einem Menschen mit oder ohne Behinderung geschaffen wurde. Behinderte Menschen können genauso Kunst schaffen wie nichtbehinderte Menschen. Tina Gronert möchte diese Tatsache in das gesellschaftliche Bewusstsein holen.

Es gibt zudem eine große Kluft zwischen den institutionellen Entscheidungsapparaten und den Akteuren in der praktischen Arbeit, die zu Verständigungsproblemen und Hürden führt. Tinas Wunsch ist es deshalb, dass die starren Grenzen zwischen Kunst und Therapie, die in einer Fokussierung auf musikalische Hochkultur begründet sind, aufgelöst werden. Sie möchte der Gesellschaft und den Institutionen zeigen: „Jeder Mensch hat das Recht dabei zu sein, jeder darf ein Künstler sein, egal, welche Voraussetzungen er mitbringt.“