Stephan Görsch

????

Wer bin ich?

Stephan Görsch ist Lehrbeauftragter an der Hochschule Düsseldorf und bietet momentan zusätzlich ein Seminar im Innovationssemester der Wissensregion Düsseldorf an. Er wirkte aktiv als Sozialpädagoge und Tontechniker im Bereich digitale Musikmedien in der offenen Jugendarbeit und hat elf Jahre im Jugendzentrum Langenfeld Musikprojekte geleitet. Besonders gern bearbeitet Stephan Görsch Hip Hop-Themen, die sehr vielseitig und aktuell sind und für ihn als bindendes Element zwischen den Jugendlichen und ihm fungieren. Durch seine jahrelangen Erfahrungen in der Jugendarbeit hat er eine Sammlung verschiedener Softwareprogramme (Share- und Freeware) erstellen können, die er für niederschwelliges Arbeiten mit digitalen Musikmedien nutzt.

Lehraufträge hat Stephan Görsch seit 2012. Er möchte die Studierenden an seinen Erfahrungen teilhaben lassen und seine Arbeit systematisch in Unterrichtsform darstellen, damit die Studierenden selbst aktiv mit den Programmen arbeiten und eigene Lieder produzieren können.

Was tue ich?

Stephan Görsch hat Community Music durch Hubert Minkenberg kennengelernt und findet es besonders spannend, die Idee von Community Music mit digitalem Musikmachen verbinden zu können. Er möchte Digitales mit den Ideen von Community Music zusammenführen und tastet sich im „Neuland“ immer weiter vor. Er startet in seinen Seminaren immer einen Prozess. Studierende, die zunächst sagen „Was soll ich denn spielen? Ich kann doch gar keine Noten lesen“ oder zurückhaltend sind, überwinden ihre Barrieren, probieren sich aus, entdecken ihre Potenziale „und plötzlich entsteht etwas.“ Stephan Görsch erfährt immer wieder, wie Studierende in einen Flow im Prozess einsteigen und ihre eigenen Ideen mit den erlernten Werkzeugen umsetzen können, sodass viele verschiedene Ergebnisse entstehen.

An seinen Seminaren nehmen Studierende mit unterschiedlichen Interessen teil, die ebenfalls verschiedene musikalische Richtungen abdecken. Ähnlich wie in der Community Music ist demnach das Setting sehr durchmischt und die verschiedenen Fähigkeiten und Interessen der Menschen werden zusammengebracht. Dadurch entstehen Momente, in denen sich die Ideen und Ergebnisse der Teilnehmenden vermischen und sich ergänzen. Unterschiede und Parallelen in der produzierten Musik werden zwar deutlich, lassen sich aber häufig wie „offene Enden zusammenführen“, was bei den Studierenden positive Überraschungseffekte hinterlässt.

Was ist mir wichtig in meiner Arbeit in der Community Music? Was will ich durch die Arbeit bewegen?

Momente, die das Eis brechen, findet Stephan Görsch besonders wichtig, damit die Teilnehmenden verstehen, dass jede*r Musik machen kann. Für Stephan Görsch sind „Aha-Effekte“ bei den Teilnehmenden erst dann möglich, wenn die unterschiedlichen Elemente und Richtungen zusammengefügt werden und festgestellt wird, dass alles Musik ist. Diese Überraschungseffekte möchte Stephan Görsch mit seiner Arbeit erreichen. Er findet die Momente sehr inspirierend und sieht seine Aufgabe darin, Menschen aus verschiedenen Richtungen zusammenzuführen und „ein großes Ganzes“ zu schaffen. Die Teilnehmenden sollen seine Seminare mit dem Gefühl „Ich kann das. Ich mache da etwas, das zählt“ verlassen.

Ferner möchte Stephan Görsch mit seinen Seminaren die Debatte über E- und U-Musik mit der Unterteilung in Hoch- und Unterhaltungskultur reduzieren. Menschen sollten die Denkweise abbauen, dass sie kein Instrument spielen können, nur weil sie sich damit noch nicht befasst oder es nicht erlernt haben. Wenn sie Lust haben, ein Instrument zu spielen und darin aufgehen, gibt es keinen Grund das nicht zu tun. Stephan Görsch möchte die Haltung bei den Teilnehmenden erzeugen, dass Menschen ab dem Moment Musiker*innen sind, in dem sie für sie bedeutungsvolle Klänge hervorbringen. Außerdem sollen die Teilnehmenden nach seinen Seminaren die Haltung entwickelt haben, dass jede*r Musik machen kann. Dafür möchte Stephan Görsch die Hemmschwellen bzw. „Mauern“ bei den Teilnehmenden „einreißen“, die Gemeinschaft festigen und Raum geben für Sicherheit und das Teilen von Ergebnissen. Jede*r Mensch hat das Recht Musik zu machen und auf kulturelle Teilhabe. Stephan Görsch meint, dass hinter der Idee von Community Music ebenfalls der Gedanke steckt, diese Haltung zu aktivieren.

Was steht momentan an?

Stephan Görsch befindet sich aktuell noch im Master „Kultur Ästhetik Medien“ an der Hochschule Düsseldorf und möchte im Sommersemester 2023 seine Abschlussarbeit schreiben.

Darüber hinaus leitet er momentan im Innovationssemester ein Seminar zum Thema Community Music und digitale Musikmedien an. Die Teilnehmenden kommen aus verschiedenen Studiengebieten, wollen „über den Tellerrand schauen“ und mit Studierenden aus anderen Fachbereichen Kontakte knüpfen. Sie lernen voneinander und von ihren verschiedenen Sichtweisen vor dem Hintergrund von Musik. Das Ende und Ergebnis des Seminares ist offen und die Teilnehmenden können selbst entscheiden, was sie produzieren. Der Prozess steht bei dem Seminar im Vordergrund. Am 23.03.2023 werden bei einer Abschlusspräsentation die verschiedenen entstandenen Tracks angespielt. Es wird zudem eine SoundCloud Seite zu den musikalischen Ergebnissen erstellt.

Mit zwei US-amerikanischen Künstler*innen hat Stephan Görsch überdies seit zwei Jahren an dem Hip Hop Album „Pasta 2“ gearbeitet, welches über den untenstehenden SoundCloud Link veröffentlich wird.

Zukunftsmusik – Was kommt noch?

Stephan Görsch strebt nach dem Masterabschluss eine Dissertation an. Er möchte erforschen, welches Set an digitalen Musikmedien in der offenen Jugendarbeit sinnvoll ist, welche Anforderungen von Instrumenten erfüllt werden müssen (wie z.B. leichte Erlernbarkeit, leichter und schneller Einstieg in das Musikmachen) und wie das Vorgehen aussehen sollte.

Außerdem wird Stephan Görsch im Sommersemester wieder verschiedene Lehraufträge an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen übernehmen.

Eine Herzensangelegenheit

Stephan Görsch irritieren die Barrieren und Hemmungen der Teilnehmenden, sich auszuprobieren. Diese sind teilweise sehr hoch und können durch negative Erfahrungen geprägt sein. Zudem hat Stephan Görsch das Gefühl, dass der Musik immer noch ein niedriger Stellenwert beigemessen wird. Bei positiver Publicity sind musikalische Angebote gern gesehen, jedoch wird ihnen im sozialpädagogischen Alltag zu wenig Raum gegeben oder die Kapazitäten reichen nicht aus. Darin liegt großes Potenzial, welches von der Sozialarbeit noch nicht genug ausgeschöpft wird. Über musikalisches Arbeiten wird die Beziehungsarbeit auf eine ganz andere Ebene gehoben. Die Beziehungsqualität nimmt durch das gemeinsame Musizieren stark zu, sodass sich Jugendliche eher öffnen. Man hat somit als Pädagog*in einen viel tieferen und vollständigeren Einblick in die Lebenswelt der betreffenden Jugendlichen und kann so bei Bedarf viel gezieltere Hilfestellungen anbieten. Am Beispiel von Jugendlichen ergänzt Stephan Görsch, dass sie sich auf einer Ebene mit der anleitenden Person und dadurch respektiert fühlen. Es ist für ihn bewegend zu sehen, dass Jugendliche durch Musik diesen Status erhalten und sich stärker ausdrücken können.